Entwicklungspsychologische Grundlagen

Wissenschaftlich bewiesen sind in der Zwischenzeit, wie sehr wir durch Erfahrungen geprägt sind. Erfahrungen der Zeugung (in Liebe, Gewalt, Zweck usw.) setzen sich fort über die Erfahrungen im Mutterleib (gewollt, geborgen, sicher, nicht gewollt usw.). Das Embryo, später der Fötus erlebt den Stress, die Ängste der Mutter in deren Bauch mit. Es wird mit Stresshormonen und Botenstoffen überschwemmt, ist denen ausgeliefert. Erlebt der Fötus das immer wieder entsteht ein schwaches Fundament fürs kommende Leben, auf dem kein grosses Haus gebaut werden kann.

Wir teilen als unbefruchtete Eizelle ein zelluläres Umfeld mit unserer Mutter und Grossmutter. Erfahrungen von drei Generationen sind auf der Zellebene gespeichert. So wird vorstellbar, dass traumatische Erfahrungen der Grossmutter und die der eigenen Mutter uns prägen und später belasten können.

In unserer Erfahrungsbibliothek sind ganz viele Ereignisse unbewusst im Körpergedächtnis (implizit) gespeichert. Es gibt noch kein Faktengedächtnis (explitizit), kein Wissen wo, wann, die Erfahrung hingehört. Der Hippokampus, derjenige Teil im Gehirn, der verantwortlich dafür ist, dass ein Ereignis vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis gespeichert werden kann, ist etwa mit 1 1/2 bis 2 Jahren reif. Es gibt keine Wörter für solche Erfahrungen, es ist keine Zeit ist gespeichert, wo das Ereignis stattgefunden hat. Und doch passiert es immer wieder, dass Stress oder Ängste, die in die ganz frühe Kindheit gehören, plötzlich durch einen Trigger im Hier und Jetzt aktiviert werden. Panik, die zu einem Geburtstrauma gehört kann in einer Stress-Situation aktiviert werden.

Bei jeder Art von Bedrohung reagiert Amygdale mit der Ausschüttung von Stresshormonen. Bei Gefahr treten Verhaltensreaktionen wie Schreckstarre, Abwehr- und Verteidgungsreaktionen sowie autonome und endokrine Reaktionen auf.

Ängste treten nicht einfach so auf, sie haben eine Ursache, ein Erlebnis, das in eine andere Zeit und an einen anderen Ort gehört. Es passiert etwas „Bekanntes“, das Gehirn, verknüpft es schnell und unbewusst mit der alten Erfahrung. Wenn ein Stimulus in der Gegenwart (Sätze, Wörter, Verhalten anderer Menschen, ­Geräusche, Düfte, Bilder) emotional mit inten­siven Gefühlen verbunden war, werden diese aktiviert. Emotionen sind eine Situationseinschätzung des Organismus (Antonio Damasio).

Der Körper vergisst nicht! Frühe sozio-emotionale Erfahrungen werden in die biologische Struktur eingeprägt. Frühkindlichen Bindungserfahrungen, wiederspiegeln sich später in den Beziehungen zu anderen Menschen. Alle unsicher gebundenen Kinder haben grossen Stress, entweder, weil sie früh lernten, dass ihre wichtigen Bedürfnisse nach Trost, Zuwendung oder Hilfe nicht erfüllt wurden. Oder, die Bindungspersonen waren manchmal präsent, oft aber auch nicht, dann entwickelt sich ein unsicher-ambivalentes Bindungsverhalten.

Sicher gebundene Kinder lernen früh, dass ihre Bindungspersonen zuverlässig da waren, in der Not. Sie wissen, dass sie es Wert sind, geliebt zu werden. Sie entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl, ihr Nervensystem ist robust und sie lernen, sich selbst zu regulieren über die Bindungspersonen, die Sicherheit vermitteln und zuverlässig Hilfe anbieten.